Leistung

Menschen. Die Zahnräder der Wirtschaft. Primäre Aufgabe des Menschen ist es, möglichst viel zu arbeiten, um die Wirtschaftsleistung des Landes zu erhöhen. Um unser aller Wohlstand zu sichern. Österreich muss ja schließlich konkurrenzfähig bleiben.

Das hört sich ja ziemlich nach hohlen Phrasen an. Trotzdem sind es genau diese Phrasen, die Tag für Tag wiederholt werden. Sie bestimmen die Politik in all ihren Zügen. Studierende sollen doch lieber arbeiten gehen. Töchterle meinte erst dieses Wochenende in einem Kurier-Interview: "Es muss nicht für jeden die Uni sein". Studierende sollten ja sowieso möglichst schnell fertig werden, um für den Arbeitsmarkt verfügbar zu sein. Und am besten auch nur die Studienrichtungen studieren, die von der Wirtschaft gefragt sind. Fertige Produkte für die Wirtschaft, welche dann am Arbeitsmarkt gehandelt werden.

All dies, nur wegen ein paar hohler Phrasen?

Tatsächlich wurden diese Phrasen vom Großteil der Bevölkerung schon so tief verinnerlicht, dass sie als Naturgesetze gelten. Leistung. Wirtschaftsleistung. Doch wem nützen diese Phrasen? Wem nützt die damit vorangetriebene Politik? Die Linke beschwört hier gerne ihre Feindbilder herauf. Die herrschende Klasse. Die Wirtschafts-Elite, die gestürzt werden muss. Doch so einfach ist es nicht.

Das Prinzip des Kapitalismus ist einfach: Borg' mir heute Geld und ich zahl's dir morgen mit Zinsen zurück. Dies ermöglicht enormes Wachstum. Ich kann heute geliehenes Geld investieren, welches ich dadurch morgen (hoffentlich) wieder herein bekomme. Gleichzeitig begebe ich mich aber auch in ein direktes Abhängigkeitsverhältnis. Ich muss heute investieren, damit ich dir morgen das Geld wieder zurückzahlen kann. Wenn ich das Geld nicht zurückzahlen kann, muss ich mir neues Geld ausborgen - falls ich jemanden finde der mir weiteres Geld borgt. Ich werde auch danach bewertet, wie wahrscheinlich es ist, dass meine Investitionen auch wirklich rentabel sind. Bei schlechter Bewertung ist es für mich teurer, Geld auszuborgen. Dies hat zur Folge, dass Geld möglichst effizient investiert wird. Die besten Investitionen werden bevorzugt. Aber ich befinde mich jetzt nicht nur in einem Abhängigkeitsverhältnis zu meinem Gläubiger, sondern auch zu denen, die mich bewerten.

Schwierig wird es dann, wenn ich niemanden mehr finde, der mir Geld leiht. Ich muss mich nun in noch stärkere Abhängigkeitsverhältnisse begeben. Entweder ich gehe in Konkurs und verpfände auch mein zukünftiges Einkommen oder ich akzeptiere zumindest massive Einschnitte in meinen eigenen Gestaltungsspielraum. Als Staat muss ich hier z.B. massive Spar-Pakete gegen meinen Willen umsetzen. De facto habe ich mich selbst verkauft. Meine Politik wird an meine Gläubiger abgegeben.

Doch was heißt das? Eigentlich bin ich doch ein demokratisches Land. Aber ich kann jetzt meine Politik gar nicht mehr selbst bestimmen? Meine BürgerInnen können mich zwar wählen, aber egal wen sie wählen, bestimmen tun andere? Die Demokratie wird völlig ausgehebelt. Ich habe sie an Banken und Länder wie China verkauft.

Aber die Demokratie wurde schon viel früher ausgehebelt. Die Parteien ringen schon lange darum, wer dieses kapitalistische Spiel am Besten spielt. Wie erreicht man die beste Bewertung? Das Triple A ist das Maß aller Dinge. Das Maß aller Politik. Es geht nicht mehr darum, die Gesellschaft zu gestalten, sondern nur noch darum, unseren Gläubigern zu gefallen. Die Politik wird nicht mehr vom Volk, sondern von Rating-Agenturen bewertet. Ich habe mich in so viele Abhängigkeitsverhältnisse begeben, dass ich hier jetzt unmöglich wieder raus komme. Das Einzige was ich machen kann, ist mit zu spielen.

Deshalb: Mehr Leistung!

Menschen. Die Zahnräder der Wirtschaft. Fragt sich nur, wie lange wir dies noch sein wollen.