Das P zu LGBTQIA hinzu fügen!

Polyamorie hat vieles mit anderen sexuellen Identitäten gemeinsam. So wie manche Männer Männer lieben oder Frauen Frauen lieben oder auch abseits dieser Geschlechterrollen Beziehungen führen, gibt es Menschen die gleichzeitig mehrere Personen lieben.
Deshalb halte ich es für moralisch* genauso falsch, von einer Person zu verlangen, nur mit einer Person eine Beziehung zu führen wenn die Gefühle/sexuelle Orientierung eine andere ist.
Es tut weh und macht unglücklich.

* utilitaristische Moraltheorie, keine christliche

WKR-Ball Porträt

Das KZ Auschwitz bezeichnet einen Lagerkomplex, der aus dem größten Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, zwei weiteren Konzentrationslagern sowie 45 Nebenlagern im damals deutsch besetzten Polen bestand. Es handelte sich um die räumlich größte Ansammlung von Konzentrationslagern des Dritten Reichs, in denen über 1,35 Millionen Menschen ermordet wurden. In der Nachkriegszeit ist Auschwitz zu einem Symbol für den Holocaust geworden. Am 27. Jänner 1945 wurden die verbliebenen Häftlinge durch sowjetische Truppen befreit. Seither steht der 27. Jänner für das Gedenken an alle Opfer dieses beispiellosen, totalitären Regimes.

Über die rechtsextremen Gäste des WKR-Balls

Der Ballausschuss des Wiener Korporationsrings lädt jedes Jahr am letzten Freitag im Jänner zum feierlichen Höhepunkt aller "Corps, Burschenschaften, Verbindungsstudenten und Landsmannschaften" in einen der repräsentativsten Prunkräume der Republik, der Wiener Hofburg, ein. Dieses Großereignis zieht viele rechte bis rechtsextreme Politiker*innen nach Österreich, darunter auch zahlreiche Holocaust-Leugner*innen und Neonazis. Inzwischen gilt der WKR-Ball als wichtigstes Vernetzungstreffen der europäischen Rechten.

Schon in den letzten Jahren wurden deshalb auch die Proteste gegen diesen Ball immer lauter. Dieses Jahr fiel das Datum mit dem Holocaust-Gedenktag, dem 27. Jänner, zusammen. Das Gedenken an die Millionen Jüdinnen und Juden, die durch die Nazis ermordet und vernichtet wurden, fand auf diesem Ball jedoch keinen Platz. Im Gegenteil, eine deutliche Distanzierung zu rechtsextremem Gedankengut fällt den meisten Besucher*innen eher schwer. Dies spiegelt auch die Gästeliste wieder, aus der ich einige Persönlichkeiten herausgreifen will.

Als internationaler Stargast besuchte dieses Jahr Marine Le Pen, französische Präsidentschaftskandidatin der rechtsextremen Partei "Front National", den WKR-Ball. Sie übernahm den Front National 2011 von ihrem Vater, Jean-Marie Le Pen, welcher ebenfalls als regelmäßiger Besucher des WKR-Balls zählt. Während sich Marine Le Pen vom Antisemitismus ihres Vaters distanziert und versucht, die Partei vom rechtsextremen Rand mehr in Richtung Rechtspopulismus zu rücken, wurde Jean-Marie Le Pen in Frankreich schon mehrfach wegen Verhetzung und Leugnung des Holocausts verurteilt.

In der Vergangenheit wurde der WKR-Ball auch von zahlreichen Mitgliedern der rechtsextremen deutschen Partei DVU1, welche inzwischen mit der ebenfalls rechtsextremen NPD2 fusioniert ist, besucht. Anwesend waren unter anderem Andreas Molau, Matthias Faust, Patrik Brinkmann und Ingmar Knop. 
Andreas Molau ist seit 2005 Vorstand der extrem rechten Gesellschaft für freie Publizistik, welche 1960 von ehemaligen SS-Offizieren und NSDAP-Funktionären gegründet wurde. Laut der, von den Chefredakteuren der "Zeit" initiierten Plattform "Netz gegen Nazis", zählt er zu den wichtigsten Köpfen der rechtsextremen Szene in Deutschland.3
Matthias Faust wurde 2009 Vorsitzender der DVU und ist seit der Fusion mit der NPD im Bundesvorstand ebendieser.
Der schwedische Millionär Patrik Brinkmann gilt als wichtiger Geldgeber der extremen Rechten in Deutschland. Laut "redok" vertritt Brinkmann keinen völkisch-biologischen Rassismus, sondern - im Sinne der neuen Rechten - einen kulturell geprägten: Es müsse Schluss sein mit dem "Wahnsinn der Einwanderung", mit der man "kulturelles Treibgut an Land" gezogen habe. "Das Kernproblem sind nicht die Juden, sondern die Muslime".4
Auf einem Foto sind sie gemeinsam mit Andreas Mölzer, einem FPÖ-Politiker, abgebildet, der sich immer wieder für die Vernetzung der extremen Rechten in Europa einsetzt.

Zu diesen Vernetzungs-Bemühungen zählen auch Kent Ekeroth von den rechtspopulistischen Schwedendemokraten und Philip Claeys vom extrem rechten Vlaams Belang. Beide wurden vom FPÖ-Politiker Franz Obermayr zum Ball eingeladen.
Die Schwedendemokraten sind in den 80er-Jahren aus einem Zusammenschluss von nationalsozialistischen und faschistischen Gruppierungen in Schweden hervorgegangen, versuchen aber, in ihrem Auftreten ein gesellschaftstauglicheres Bild abzugeben.5 In der Öffentlichkeit hetzen sie aber, wie auch viele andere Gruppen der neuen Rechten, gegen Muslime.6 Ähnliches gilt auch für den belgischen Vlaams Belang, welcher sich aus dem Vlaams Blok gründete, der 2004 verboten wurde.

Auch die Familie Rosenkranz gilt als regelmäßiger Besucher des WKR-Balls. Barbara Rosenkranz kandidierte 2010 bei der Bundespräsidentenwahl für die FPÖ. Sie ist mit ihrem Mann regelmäßig bei Sonnwendfeiern der rechtsextremen Szene anzutreffen. Recherchen von "profil" ergaben, dass 2008 bei einer Sonnwendfeier, bei der Barbara Rosenkranz die Feuerrede hielt, auch nationalsozialistische Lieder aus dem Liederbuch der Hitlerjugend gesungen wurden.7 Ihr Mann, Horst Jakob Rosenkranz, gilt als rechtsextremer Publizist. Er ist unter anderem Herausgeber der vom DÖW als rechtsextrem eingestuften Zeitschrift "fakten". Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilte 2003, dass die Bezeichnung von Barbara Rosenkranz als "Kellernazi" durch einen News-Journalisten zulässig war und keine Diffamierung darstellte.8

John Gudenus, ehemaliger FPÖ-Bundesratsabgeordneter und Vater des Wiener Landtagsabgeordneten und langjährigen Obmanns des Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ), Johann Gudenus, besuchte den WKR-Ball dieses Jahr ebenfalls wieder. 2006 wurde er wegen Verletzung des Verbotsgesetzes verurteilt. John Gudenus meinte, die Existenz der Gaskammern in nationalsozialistischen Lagern bedürfe noch einer "physikalischen und wissenschaftlichen Prüfung" und im "Dritten Reich" hätte es überhaupt keine Gaskammern gegeben.9

Es sei auch noch der derzeitige FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache erwähnt, der auch die Eröffnungsrede hielt. Schon in seinen Jugendzeiten lernte er durch seine schlagende Mittelschulverbindung "Wiener pennale Burschenschaft Vandalia" führende Größen der rechtsextremen Szene in Österreich, wie Gottfried Küssel und Franz Radl, kennen.
Küssel gilt als Schlüsselfigur der österreichischen und deutschen Neonaziszene und wurde 2011 im Zusammenhang mit der rechtsextremen Homepage alpen-donau.info festgenommen. Im Jahr 1993 wurde er schon einmal wegen Wiederbetätigung zu zehn Jahren Haft verurteilt.
Im Jahr 1989 nahm Strache an einer von der neonazistischen und 1994 verbotenen Wiking-Jugend organisierten Übung in militärischer Kleidung und mit für Paintball unüblichen Waffen teil. Bei diesem vom DÖW als neonazistische Wehrsportübung gedeuteten Treffen beteiligten sich auch bekannte österreichische Neonazis wie Andreas Thierry.

Nach dem Ball unterhielten sich auch zwei Personen unter den Nicknamen "Prinz Eugen" und "Eispickel" im Neonazi-Forum thiazi.net über ihren Besuch beim WKR-Ball und den Angriff auf den SPÖ-Politiker Albrecht K. Konecny, welcher an diesem Abend niedergeschlagen wurde: „Nein, ich war’s diesmal nicht, aber weiß, wer’s war. Du kennst ihn auch. Bekommst PN. Gut getroffen hat er. Der Konecny hat g’spritzt wie die Sau. Wie war das Tanzen, sah dich nachher nicht mehr.“10
Im selben Thread antwortet "Eispickel" auf die Forderung eines anderen Posters, "Gewalt sollte aus der politischen Diskussion verbannt werden" mit "Was ist denn das für ein Demokratengequatsche? Die alte rote Sau ist nicht irgendwer. Vor 70 Jahren hätte er einen Urlaub in Mauthausen gewonnen!"
Es wird vermutet, dass zumindest einer der beiden Personen zum Umfeld von Gottfried Küssel gehört.

Der WKR-Ball wurde 1952 von Viktor Hafner, Robert Drachus und Walter Wirth gegründet. Er wird jährlich vom Ballausschuss des Wiener Korporationsrings (WKR) organisiert und fand seit 1968 in der Wiener Hofburg statt. Der WKR bezeichnet sich selbst als Arbeitsgemeinschaft der farbentragenden Wiener Hochschulkorporationen. Laut DÖW wird der WKR jedoch von den rechtsextremen Verbindungen dominiert.12

Am WKR-Ball selbst als auch in den Interviews danach verglich Strache die Demonstrationen gegen den Ball mit den Novemberpogromen 1938, bei denen rund 400 Menschen ermordet sowie 30.000 jüdische Personen in Konzentrationslager gebracht wurden. Die Pogrome leiteten die systematische Verfolgung jüdischen Lebens ein, welche schließlich im Holocaust mündete. Eine solche Verharmlosung der Anfänge des Holocausts sowie die Opfer-Täter*innen-Umkehr reiht sich natlos in die politische Strategie der FPÖ ein und erzeugte diesesmal auch ein deutliches mediales sowie politisches Echo. Dazu möchte ich zum Abschluss auch noch den äußerst lesenswerten Gastkommentar von Natascha Strobl zu den politischen Hintergründen solcher Aussagen empfehlen.11

1 Deutsche Volksunion
2 früher: Nationaldemokratische Partei Deutschlands, jetzt: Nationaldemokratische Partei Deutschlands – Die Volksunion
3 http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/andreas-molau
4 http://www.redok.de/content/view/1414/36/
5 Rydgren, 2006: From tax populism to ethnic nationalism
6 http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-09/schweden-populisten
7 http://www.profil.at/articles/1015/560/266632/flamme-barbara-rosenkranz-lieder
8 http://www.humanrights.is/the-human-rights-project/humanrightscasesandmaterials/cases/regionalcases/europeancourtofhumanrights/nr/646
9 http://www.doew.at/projekte/rechts/chronik/2006_04/gudenus.html
10 http://www.profil.at/articles/1205/560/318298/rechtswalzer
11 http://derstandard.at/1326504270574/FPOe-als-Opfer-Wenn-Rechtsextreme-von-Verfolgung-reden
12 http://mokant.at/politik/1102-schiedel-interview-teil1.html


Diesen Artikel habe ich für die erste Ausgabe des Tódos zusammen gestellt, einer neuen Studierendenzeitung an der TU Wien. Da die Recherchearbeiten sicherlich auch längerfristig interessant sind, möchte ich diese - zur einfacheren Verlinkung - auch hier online stellen.

Die HTU - wie ich sie kennen gelernt habe und wo sie jetzt steht

Mit #unibrennt begann ich, Politik nicht nur passiv via den Medien zu konsumieren, sondern selbst aktiv zu werden. Als "einer von vielen" habe ich versucht, die Anliegen von #unibrennt in den politischen Diskurs - in den Hochschuldialog - zu tragen.

Gleichzeitig begann auch mein Engagement in der Fachschaft Informatik und in der HTU Wien. Ich stieß auf tolle, engagierte Leute, die sich gegenseitig unterstützen, die nicht nur alles hinnehmen und in Ohnmacht verfallen, sondern sich selbst mit gesellschaftlichen Verhältnissen auseinander setzen und versuchen, aktiv etwas daran zu ändern. Selbst stürzte ich mich relativ rasch auf die Gremienarbeit. Das ist der Ort für mich, wo ich direkt auf das Geschehen an der Uni Einfluss nehmen kann. Ich wurde auch relativ schnell Ersatzmitglied und schließlich Hauptmitglied im Senat. Auf engagierte Leute ist das damalige Vorsitz-Team (Bianka, Peter und Ulf) immer aktiv zu gegangen. Es wurde versucht, möglichst alle, die Interesse zeigen, ein zu binden und deren Engagement zu fördern.

Im gesellschaftspolitischen Bereich war es an der HTU immer etwas mager. Es wurde zwar zur no-WKR-Demo oder zur internationalen Frauendemo am 8. März aufgerufen und auch die Beteiligung an der Regenbogenparade war immer ein Fixtermin. Doch mit den ÖHs an anderen Unis, wie z.B. der Uni Wien oder der Bundesvertretung konnte man nicht mit halten. Auch das Engagement der verschiedenen Fachschaftslisten ist in keinster Weise vergleichbar mit der Antirassimus- oder Antifaschismusarbeit der GRAS oder des VSStÖ. Ich selbst habe mich auch deutlich mehr auf die Arbeit im bildungspolitischen Bereich gestürzt. Es fehlte einfach an den gesellschaftspolitisch interessierten bzw. tatsächlich engagierten Leuten. Möglich wäre vieles. So war zumindest immer das Credo hier an der HTU Wien.

Ein weiteres wichtiges Element der HTU war das starke Selbstverständnis als basisdemokratische Universitätsvertretung, bei der die Macht von den Fachschaften (sprich: den Studienvertretungen) ausgeht. Es war auch egal, ob eine Fachschaft jetzt die Fraktion "Fachschaftsliste" bei den Wahlen alle zwei Jahre unterstützt oder nicht. Aus dem Selbstverständnis ergab sich, dass alle Fachschaften gleiches Mitspracherecht haben sollen, egal wo sie stehen. So war das damalige Vorsitz-Team immer sehr bemüht, auch die Fachschaften, die der Fachschaftsliste sehr kritisch gegenüber standen (im speziellen die Informatik und die Architektur), aktiv in die Arbeit und in die Entscheidungen einzubinden. Dass das nicht immer einfach ist und Konflikte auch oft öffentlich ausgetragen wurden, war klar. Die HTU wurde deshalb auch von den ÖHs anderer Unis oft komisch angesehen. Aber das Selbstverständnis, dass die Macht von den Fachschaften ausgehen soll, egal wo sie stehen, stand hier immer an erster Stelle. Darin begründet liegt auch die (oft kritisierte) Tatsache, dass sich die Fachschaftsliste kein eigenes politisches Profil verpasst. Dieses sollte ja durch das Engagement der Fachschaften geformt werden.

Mit der ÖH Wahl 2011 hat sich nun aber einiges verändert. Nach der Wahl begann es schon bald, dass vom neuen Vorsitz gegen Gruppen, die eine andere "Farbe" haben, aktiv Stimmung gemacht wurde. Im Speziellen gegen die GRAS, dem VSStÖ und die Fachschaft Architektur. Auch das Fachschaften- und Referatetreffen verlor relativ schnell seine zentrale Rolle. Entscheidungen wurden nicht mehr basisdemokratisch getroffen, sondern vom Vorsitz vorgegeben. So z.B. die Veranstaltung einer Vollversammlung im Oktober, oder das Abschiedsfest für das ehemalige Rektorat. Auch in den Stipendien-Senat hat sich der Vorsitzende einfach mal selbst entsandt. Bis heute wurde davon nicht am Fachschaften- und Referatetreffen berichtet. Gerechtfertigt wurde dies meist mit pragmatischen Gründen. Auch die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe zum Fachschaften- und Referatetreffen selbst werden nicht ernst genommen. Eine der größten Forderungen, nämlich, dass die Fachschaften- und Referatetreffen mit den eingebrachten Themen öffentlich angekündigt werden, wurde bis heute nicht umgesetzt. Generell ist der basisdemokratische Anspruch weit in den Hintergrund gerückt. Die Meinung des Fachschaften- und Referatetreffen spielt inzwischen eine deutlich geringere Rolle, als dies unter dem letzten Vorsitz der Fall war. Der basisdemokratische Anspruch musste dem Alltags-Pragmatismus weichen.

Ein weiteres großes Thema, dass auch die Fachschaft Informatik intensiv beschäftigt, ist der Konflikt zwischen Presse-Referat und Frauen-Referat. Seit letzten Mai muss das Frauen-Referat um jeden Artikel, den es im htu_info veröffentlichen will, kämpfen. Defacto wird hier die Arbeit einer der wenigen gesellschaftspolitischen Inseln auf der HTU aktiv behindert bzw. demotiviert. Inzwischen läuft der dritte Mediationsversuch an. Ich begrüße es auch, dass hier eine möglichst harmonische Form der Konfliktlösung gewählt wird, auch wenn ich mir wünsche, dass innerhalb der letzten acht Monaten etwas mehr Fortschritt erreicht worden wäre. Gleichzeitig ist aber das Presse-Referat auch schon länger auf der Suche nach einer neuen Referentin bzw. einem neuen Referenten - bis jetzt noch erfolglos. Dies ist aber auch nicht sehr verwunderlich, da nicht mal die Leute in den Fachschaften wissen, dass das Presse-Referat derzeit eigentlich nur übergangsmäßig geleitet wird.

Es wäre aber eine generelle Neugestaltung des htu_info sehr wünschenswert. Von kritischen Artikel fehlt zur Zeit ja jede Spur. Natürlich braucht es dazu auch Leute, die kritische Artikel schreiben, aber zumindest die kritischen Artikel des Frauen-Referats werden ja aktiv verhindert. Als positives Beispiel für eine Zeitung einer HochschülerInnenschaft könnte aber die der ÖH Boku dienen. Dass die Fachschaft Informatik dann in so einem Konflikt auch klar Stellung bezieht, sollte eigentlich auch nicht für viel Verwunderung sorgen.

Dass aber ein Sachbearbeiter, der sich auf seiner privaten Facebook-Seite negativ über den Vorsitz oder das Presse-Referat äußert, sofort vom Vorsitz abgesetzt wird, geht dann eindeutig zu weit. Auch hier würde es deutlich harmonischere Formen der Konfliktlösung geben.

Ich wünsche mir wieder eine HTU, in der Engagement belohnt wird. Eine HTU, in der es auch wieder möglich ist, Konflikte aus zu tragen und nicht sofort mit der Repressions-Keule geschwungen wird, wenn mal Missstände angeprangert werden. Eine HTU, die ihren basisdemokratischen Anspruch wieder an die vorderste Stelle stellt. Eine HTU, in der gesellschaftliches Engagement aktiv unterstützt und nicht behindert wird. Ich wünsche mir weniger Arroganz vom Vorsitz. Allgemein vermisse ich den Anspruch "immer das Richtige zu tun", den das vorherige Vorsitz-Team so stolz vor sich her getragen hat.

Wie eine Organisation wirklich funktioniert, kann niemals an den Worten, sondern nur an den Taten gemessen werden. Diese werden dann sichtbar, wenn an größeren Projekten gearbeitet wird oder wenn Konflikte gelöst werden müssen. Derzeit bin ich davon jedoch massiv enttäuscht. Aber auch die Fachschaft Informatik hat sich da vor allem in letzter Zeit auch selbst einiges zu Schulden kommen lassen und war alles andere als ein Vorbild. Das ist aber eine andere Baustelle an der ich ebenfalls arbeite. Ich möchte mich jedoch auch in der HTU wieder wohl fühlen können.

Dieser Text soll zum Nachdenken anregen. Er stellt einige Missstände an den Pranger, mit der Hoffnung, dass daraus gelernt wird und sich in Zukunft wieder ein neues Selbstverständnis entwickelt. Es gibt in der HTU viele Personen, die ich sehr schätze und in die ich viel Vertrauen und Hoffnung habe. Bitte enttäuscht dieses nicht auch noch. Die HTU hätte eigentlich so viel Potential.

Leistung

Menschen. Die Zahnräder der Wirtschaft. Primäre Aufgabe des Menschen ist es, möglichst viel zu arbeiten, um die Wirtschaftsleistung des Landes zu erhöhen. Um unser aller Wohlstand zu sichern. Österreich muss ja schließlich konkurrenzfähig bleiben.

Das hört sich ja ziemlich nach hohlen Phrasen an. Trotzdem sind es genau diese Phrasen, die Tag für Tag wiederholt werden. Sie bestimmen die Politik in all ihren Zügen. Studierende sollen doch lieber arbeiten gehen. Töchterle meinte erst dieses Wochenende in einem Kurier-Interview: "Es muss nicht für jeden die Uni sein". Studierende sollten ja sowieso möglichst schnell fertig werden, um für den Arbeitsmarkt verfügbar zu sein. Und am besten auch nur die Studienrichtungen studieren, die von der Wirtschaft gefragt sind. Fertige Produkte für die Wirtschaft, welche dann am Arbeitsmarkt gehandelt werden.

All dies, nur wegen ein paar hohler Phrasen?

Tatsächlich wurden diese Phrasen vom Großteil der Bevölkerung schon so tief verinnerlicht, dass sie als Naturgesetze gelten. Leistung. Wirtschaftsleistung. Doch wem nützen diese Phrasen? Wem nützt die damit vorangetriebene Politik? Die Linke beschwört hier gerne ihre Feindbilder herauf. Die herrschende Klasse. Die Wirtschafts-Elite, die gestürzt werden muss. Doch so einfach ist es nicht.

Das Prinzip des Kapitalismus ist einfach: Borg' mir heute Geld und ich zahl's dir morgen mit Zinsen zurück. Dies ermöglicht enormes Wachstum. Ich kann heute geliehenes Geld investieren, welches ich dadurch morgen (hoffentlich) wieder herein bekomme. Gleichzeitig begebe ich mich aber auch in ein direktes Abhängigkeitsverhältnis. Ich muss heute investieren, damit ich dir morgen das Geld wieder zurückzahlen kann. Wenn ich das Geld nicht zurückzahlen kann, muss ich mir neues Geld ausborgen - falls ich jemanden finde der mir weiteres Geld borgt. Ich werde auch danach bewertet, wie wahrscheinlich es ist, dass meine Investitionen auch wirklich rentabel sind. Bei schlechter Bewertung ist es für mich teurer, Geld auszuborgen. Dies hat zur Folge, dass Geld möglichst effizient investiert wird. Die besten Investitionen werden bevorzugt. Aber ich befinde mich jetzt nicht nur in einem Abhängigkeitsverhältnis zu meinem Gläubiger, sondern auch zu denen, die mich bewerten.

Schwierig wird es dann, wenn ich niemanden mehr finde, der mir Geld leiht. Ich muss mich nun in noch stärkere Abhängigkeitsverhältnisse begeben. Entweder ich gehe in Konkurs und verpfände auch mein zukünftiges Einkommen oder ich akzeptiere zumindest massive Einschnitte in meinen eigenen Gestaltungsspielraum. Als Staat muss ich hier z.B. massive Spar-Pakete gegen meinen Willen umsetzen. De facto habe ich mich selbst verkauft. Meine Politik wird an meine Gläubiger abgegeben.

Doch was heißt das? Eigentlich bin ich doch ein demokratisches Land. Aber ich kann jetzt meine Politik gar nicht mehr selbst bestimmen? Meine BürgerInnen können mich zwar wählen, aber egal wen sie wählen, bestimmen tun andere? Die Demokratie wird völlig ausgehebelt. Ich habe sie an Banken und Länder wie China verkauft.

Aber die Demokratie wurde schon viel früher ausgehebelt. Die Parteien ringen schon lange darum, wer dieses kapitalistische Spiel am Besten spielt. Wie erreicht man die beste Bewertung? Das Triple A ist das Maß aller Dinge. Das Maß aller Politik. Es geht nicht mehr darum, die Gesellschaft zu gestalten, sondern nur noch darum, unseren Gläubigern zu gefallen. Die Politik wird nicht mehr vom Volk, sondern von Rating-Agenturen bewertet. Ich habe mich in so viele Abhängigkeitsverhältnisse begeben, dass ich hier jetzt unmöglich wieder raus komme. Das Einzige was ich machen kann, ist mit zu spielen.

Deshalb: Mehr Leistung!

Menschen. Die Zahnräder der Wirtschaft. Fragt sich nur, wie lange wir dies noch sein wollen.

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